Kennen Sie das Domino-Prinzip in Unternehmen? Ein Rücktritt kann eine ganze Kette von Abgängen auslösen, mit Folgen für Ihr Unternehmen. Doch wie können Sie das verhindern?
Stellen Sie sich vor: Ein:e Manager:in verlässt das Unternehmen, und plötzlich beginnen weitere Schlüsselpersonen zu gehen. Dieses Phänomen heisst Domino-Effekt und ist viel häufiger, als man denkt. Oft passiert es, wenn Führungskräfte unvorbereitet oder hastig ernannt wurden. Anfangs hält das Team noch zusammen, doch wenn wichtige Talente das Unternehmen verlassen, beginnt eine unaufhaltsame Welle. Was also tun?
Die menschliche Dynamik verstehen
Solche kollektiven Abgänge sind leider keine Seltenheit. Mitarbeitende reagieren individuell, aber auch sozial sehen sie Kolleg:innen gehen, fragen sie sich: Ist es woanders besser?
Die „Ansteckung“ hängt von der Rolle und den Umständen des Abgangs ab. Menschen sind Herdentiere: Sie orientieren sich am Verhalten anderer. Wie in der Natur: Wenn die Mutigsten vorangehen, folgen die anderen.
Besonders stark wirkt dieser Effekt, wenn die Person, die geht, eine Führungskraft, direkte Kollegin oder ein gleichrangiger Mitarbeitender ist. Menschen in vergleichbaren Rollen beeinflussen sich oft gegenseitig. Wenn jemand in einer ähnlichen Position kündigt, kann das andere zum Nachdenken bringen.
Noch stärker wird dieser Effekt, wenn der Abgang öffentlich kritisch begleitet oder mit einer spannenden neuen Chance gefeiert wird. Ein demotiviertes, instabiles Umfeld verstärkt die Suche nach Alternativen.
Besonders riskant ist der Verlust einer starken Führungskraft. Das kann zu sofortigen Kündigungen oder zu einem schleichenden Domino-Effekt über mehrere Monate führen: Je höher in der Hierarchie, desto grösser die Gefahr.
Auch wenn „Top-Talente“ das Unternehmen verlassen, kann das andere zum Nachdenken bringen. Studien zeigen: Wenn Leistungsträger:innen gehen, hinterfragen Kolleg:innen automatisch ihre eigene Bindung ans Unternehmen. Geht dagegen ein:e schwache:r Performer:in, wirkt das meist weniger ansteckend: Im Gegenteil, oft wird der Abgang sogar als positiv gesehen.
Kurz: Wenn einige gehen, ist es wahrscheinlich, dass andere folgen. Diese Kaskade von Kündigungen kann schnell zu einer Welle werden und ist in Zeiten des Fachkräftemangels eine ernste Bedrohung.
Wie können Unternehmen das verhindern?
Manager gezielt unterstützen und ausbilden
70 % der Mitarbeiterbindung hängen von den Führungskräften ab und 50 % der Kündigungen geschehen, um dem direkten Vorgesetzten zu entkommen. Deshalb ist es entscheidend, Manager:innen zu stärken: zuhören, empathisch führen und konstruktiv kommunizieren.
Offene Kommunikation statt Kontrolle
Manche Arbeitgeber:innen wollen verhindern, dass Mitarbeitende sich über Abgänge austauschen oder sie überwachen. Doch solche autoritären Ansätze schüren nur Misstrauen und treiben Mitarbeitende schneller in neue Jobs.
Besser: Transparent kommunizieren, warum jemand geht. Ein Wechsel wegen familiärer Gründe wirkt viel weniger ansteckend als ein Abgang aus Unzufriedenheit. Schweigen und Gerüchte hingegen lassen Mitarbeitende das Schlimmste vermuten.
Zeigen Sie stattdessen Wertschätzung, auch finanziell. Gehaltsanpassungen kosten kurzfristig Geld, verhindern aber langfristige Fluktuationswellen, die viel teurer sein können.
Offboarding als Chance nutzen
Ein guter Offboarding-Prozess beruhigt und gibt Sicherheit. Verstehen Sie früh die Gründe, gestalten Sie gemeinsam die Übergabe und verabschieden Sie Mitarbeitende würdevoll. Das beugt Konflikten vor und schafft Klarheit.
Vorausschauend handeln!
HR-seitig heisst das: Daten auswerten, um Frühwarnzeichen zu erkennen. Achten Sie auf Fehlzeiten, Burn-outs, freiwillige Wechsel, Mobilitätswünsche und auch auf qualitative Feedbacks, z. B. aus Mitarbeiterbefragungen oder Führungsbewertungen.